Von der Elbe zu Nowruz
Guten Tag, ich begrüße Sie ganz herzlich und freue mich sehr, dass ich heute zu Ihnen sprechen darf.
Ich heiße Meriam und bin in Hamburg geboren. Ich studiere Iranistik.
Als mich Herr Pourkian vor Kurzem fragte, ob ich dazu Lust hätte, hier anlässlich des Nowruz-Festes über meine Nowruz Erlebnisse zuberichten, habe ich mich riesig gefreut und sofort zugesagt.
Sehr gern möchte ich Ihnen heute davon erzählen, wie es ist als Hamburgerin mit dem vielzitierten Migrationshintergrund, das wunderschöne persische Neujahrsfest Nowruz hier an der Elbe zu feiern.
Die alljährlichen Rituale und Vorbereitungen für Nowruz waren für mich als Kind damals so bunt, dass ich vor Vorfreude förmlich „zersprangen“. Es gehörte auch dazu, einige Wochen vor dem Nowruzfest, den obligatorischen „Gabentisch“ mit 7 Zugaben, die mit dem persischen Buchstaben „sin“, also mit einem scharf gesprochenen S, beginnen, vorzubereiten.
Die Nowruz-Feierlichkeiten dauern insgesamt zwölf Tage. Zwölf Tage voller Freude und Beisammensein! Jüngere besuchen Ältere, Freunde und Familie nehmen sich Zeit für einander. Der amerikanische Präsident Obama hat in seiner letztjährigen Nowruz- Ansprache dieses erhabene Gefühl des Beisammenseins, der gemeinsamen Hoffnungen und damit einer geteilten Humanität sehr schön umschrieben: „In communities and homes from Northamerica to Southwest Asia, families and friends are coming together to celebrate the hope that comes with renewal… As people gather with their families, do good deeds, and welcome a new season, we are also reminded of a humanity that we share.”
Nowruz, das wörtlich übersetzt „neuer Tag“ bedeutet, steht für mich ja nicht nur für den Frühlingsbeginn sondern ganz allgemein für Neuanfang.
Diesen Aufbruch, diesen Neubeginn, den Nowruz symbolisiert, hat der persische Dichter Omar Khayyam schon im 11. Jahrhundert, sehr treffend beschrieben. Einer seiner Vierzeiler geht wie folgt:
ب رچهره گ ل ش ب نم ن وروز خوش است
در صحن چمن روی دل اف روز خوش است
از دی ک ه گ ذشت هر چه گ وی ی خوش ن یست
خوش ب اش و ز دی م گو ک ه امروز خوش است
Nun folgt die Übersetzung auf Deutsch:
„Den Tau von Nowruz auf den Blumen zu sehen ist wunderschön.
Auf der Blumenwiese die Geliebte zu sehen ist wunderschön.
Sprich nicht von der Vergangenheit.
Sei glücklich, denn was jetzt ist, ist wunderschön.“
Aber am dreizehnten Tag des neuen Jahres, an „Sizde bedar“, ziehe ich gemeinsam mit meiner Familie und Freunden in die Natur zu einem geselligen Ausflug.
Sabzi, das „Grünzeug“, werfen wir in die freie Natur, um den Frühling willkommen zu heißen und das vermeintlich Böse des dreizehnten Tages draußen zu belassen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig vom wundersamen Zauber vermitteln, den des Nowruz-Fest auf mich und wohl auch viele andere Deutschen ausübt.
Ich wünsche Ihnen allen ein glückliches, schönes neues Jahr 1393, Eyde shoma mobarak.